Hiltruper Schwestern verabschiedet

Am Samstag haben sich die Hiltruper Missionsschwestern aus unserer Pfarrei und dem Sozialzentrum St. Peter verabschiedet. Ein Bericht der WAZ.


Emotionaler Abschied: Wie es in Hochfeld nun weiter geht

Der Abschied wurde sehr emotional: Schwester Martina, Schwester Stephani und Schwester Monika verabschieden sich aus Duisburg-Hochfeld. (WAZ-Foto: Frank Oppitz / FUNKE Foto Services)
Der Abschied wurde sehr emotional: Schwester Martina, Schwester Stephani und Schwester Monika verabschieden sich aus Duisburg-Hochfeld. (WAZ-Foto: Frank Oppitz / FUNKE Foto Services)

Run 200 Wegbegleiter verabschieden sich von den Ordensschwestern in Hochfeld. Sie haben den Stadtteil geprägt. Das bringt die Zukunft.

Von Fabienne Piepiora


Im Sozialzentrum St. Peter in Duisburg-Hochfeld ist am Wochenende eine Ära zu Ende gegangen. Die Hiltruper Missionsschwestern, besser bekannt als Schwester Martina, Schwester Stephani und Schwester Monika, verabschieden sich nach 25 Jahren aus Hochfeld. Dass sie sich zurückziehen, liegt nicht etwa daran, dass die drei Ordensfrauen nun in Rente gehen – sie werden an anderer Stelle dringend gebraucht.

Die drei, allen voran aber Schwester Martina, haben das soziale Miteinander geprägt wie kaum andere Akteure im Stadtteil. Entsprechend groß ist der Abschiedsschmerz, auch wenn nun klar ist, wie es vor Ort weitergeht. Rund 200 Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter sämtlicher Nationalitäten verabschiedeten sich von dem Trio nun bei einer interreligiösen Feier an der Brückenstraße.

 Rund 200 Personen kamen zur Abschiedsfeier nach Hochfeld. (WAZ-Foto: Frank Oppitz / FUNKE Foto Services)
Rund 200 Personen kamen zur Abschiedsfeier nach Hochfeld. (WAZ-Foto: Frank Oppitz / FUNKE Foto Services)

Schwestern wirkten seit 1997 in Duisburg-Hochfeld: „Genau an der richtigen Stelle“

Die katholischen Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu wirkten seit 1997 in Hochfeld. Die Frauen trugen kein Gewand, doch auch in Zivil wurden sie überall erkannt und angesprochen. „Bete für mich und meine Familie“, hörte Schwester Martina oft. Sie kennt viele Hochfelder Schicksale. Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen half sie, wo sie konnte.

Gebaut wurde die Kirche St. Peter Ende der 1960er Jahre, als die katholische Gemeinde in Hochfeld wuchs. Der Architekt Manfred Ludes griff in dem Bau Bibelstellen auf, nämlich die des Zelt Gottes, unter dem sich die Menschen versammeln, und das der Stadt auf dem Berg. „Als Christen stehen wir in der Verantwortung“, sagt es Schwester Martina mit ihren Worten. Gut genutztes Sozialzentrum

Bevor die Kirche geschlossen wurde, arbeiteten die Gemeinden in Hochfeld bereits zusammen. Als aus St. Peter eine weitere Kirche wurde, die nicht mehr finanziert werden sollte, fiel der Beschluss, ein Sozialzentrum zu gründen. Dazu wurde das Gotteshaus entkernt und Räume geschaffen. Bischof Overbeck erklärte 2013 bei der Wiederöffnung mit Blick auf die Architektur: „Das Zelt gibt Obdach für Leib und Seele.“

Das Haus wird bisher gut frequentiert. Die Tafel teilt im Erdgeschoss Lebensmittel aus, die Beratungsstelle Solwodi hat hier ihren Sitz, ebenso wie eine Kleider- und Schulmaterialkammer. Es gibt Räume für Sprachkurse, Frauengruppen und andere Treffen.

„Schwester Martina war eine ganz wichtige Säule für den Stadtteil. Sie war schon da, als ich an die Grundschule nach Hochfeld kam. Als sie mir vor ein paar Monaten erzählte, dass sie bald hier aufhört, hat mich fast der Schlag getroffen. Auf dem Weg hierhin war ich schon den Tränen nah“, gesteht Jennifer Poschen, Leiterin der Grundschule Hochfelder Markt. Oft seien die Schwestern auch in ihrer Grundschule präsent gewesen.


Ordensfrauen begegneten Muslimen und anderen Gläubigen von „Herz zu Herz“

Und die Hochfelderin Hanadi, die aus Syrien nach Deutschland flüchtete und vor fünf Jahren nach Hochfeld kam, erinnert sich so an ihre erste Begegnung: „Ich habe Schwester Martina auf der Straße getroffen und gefragt, was das für ein Haus ist. Ich war Lehrerin in Syrien und hatte einen Sprachkurs gemacht. Sie fragte mich, ob ich den Kindern Nachhilfe gebe könne. Später hatte ich dann einen Zwei-Euro-Job und sie half mir, einen Vertrag zu bekommen.“

Auch Dagmar Domeier, katholisches Gemeindemitglied, hat eine besondere Beziehung zu den Schwestern: „Als wir nach Hochfeld in die Nachbarschaft gezogen sind, wurden wir von Schwester Martina auf der Straße angesprochen und gefragt, ob wir nicht vorbei kommen wollen.“ Später nahm sie selbst an Weltgebetstagen für Frauen teil.

In Hochfeld ist es nicht selbstverständlich, katholisch zu sein. Doch die Schwestern luden alle ein. Muslimen und anderen Gläubigen begegneten sie „von Herz zu Herz“. So wurde denn zum Abschied auch international und gemeinsam gebetet.


Hauptamtliche und Ehrenamtliche werden St. Peter weiter leiten

Bürgermeister Sebastian Ritter, der an diesem Tag „die weltliche Seite“ vertrat, zeigte sich beeindruckt von der Feier: „So einen Zusammenhalt, wie er hier spürbar ist, würde ich mir an anderen Stellen in Duisburg auch wünschen.“

Und auch Pfarrer Andreas Brocke hob die Beziehungsarbeit, die in Hochfeld geleistet wurde, besonders hervor. „Abschied ist schmerzhaft, aber wir werden künftig an neuen Beziehungen und auch Angeboten arbeiten“, betont er. Künftig wird die Gemeindereferentin Bettina Vermeulen das Team verstärken und gemeinsam mit Ehrenamtlichen die Arbeit vor Ort übernehmen. Ebenso unterstützen Mitarbeiter der Caritas das Sozialzentrum.

Schwester Martina hat mehr als ein halbes Jahr gewartet, bis ihre Nachfolge geklärt war. Sie wurde bereits im vergangenen Jahr zur Vollzeit-Rätin in die Provinzialleitung ihres Ordens gewählt, womit ihre Wirkungsstätte dann in Münster liegt.

Schwester Monika zieht ebenfalls nach Münster. Schwester Stephani hat hingegen verkündet, in Duisburg zu bleiben. Sie will ihre kontemplativen Angebote in St. Peter fortsetzen.

Die Syrerin Hanadi hat einen Wunsch: „Wir glauben alle an einen Gott. Möge er sie stets begleiten.“

(aus: waz.de, 18.06.23)


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