Interview mit Roland Winkelmann

Die WAZ sprach mit dem neuen Duisburger Stadtdechanten über seine Aufgabe und die Entwicklung der katholischen Kirche in unserer Stadt.


Roland Winkelmann ist der neue Duisburger Stadtdechant

Roland Winkelmann, Pfarrer der Großgemeinde St Judas Thaddäus und neuer Stadtdechant, im Interview. (WAZ-Foto: Fabian Strauch)
Roland Winkelmann, Pfarrer der Großgemeinde St Judas Thaddäus und neuer Stadtdechant, im Interview. (WAZ-Foto: Fabian Strauch)

Von Martin Ahlers

Pfarrer der Südgemeinde St. Judas Thaddäus setzt auf Vernetzung der Gemeinden und neue Angebote. „Wir sind keine Volkskirche mehr“, sagt er.

Dass der neue Stadtdechant Roland Winkelmann heißt, ist nicht überraschend. Als Kind des Nordens und langjähriger Pfarrer im Stadtsüden kennt er sich aus in Duisburg. Der Nachfolger von Bernhard Lücking äußert sich zu seiner Interpretation des Amtes, der Rolle und der Zukunft der katholischen Kirche in der Stadt.

 

Wie kam es zu Ihrer Wahl?

Winkelmann: Es konnte nur einer der vier Pfarrer der vier rechtsrheinischen Großgemeinden machen. Die linksrheinischen Gemeinden und Walsum wählen zwar mit, stellen aber nicht den Dechanten, weil sie zum Bistum Münster gehören. Abt Albert aus Hamborn hat schon genug Arbeit, Christian Becker in Meiderich ist noch recht neu im Amt, Christian Schulte in Liebfrauen war noch gar nicht da. Da blieb nur ich. Ich bin dann von der katholischen Stadtkonferenz vorgeschlagen und gewählt worden, der Bischof hat mich ernannt.

Welche Aufgabe hat ein Dechant?

Ich bin Repräsentant der Stadtkirche nach innen, auch dem Bischof gegenüber. Nach außen bin ich Ansprechpartner für OB, Rat und andere Konfessionen, es ist eine repräsentative Aufgabe. Eine Weisungsbefugnis gegenüber den Gemeinden gibt es aber nicht.

Was haben Sie vor?

Ich will vor allem kollegial arbeiten. Mit den anderen Pfarrern und mit dem Vorstand der Stadtkonferenz. Wir haben da ein ganz gutes Team, um Kirche zu gestalten.

Sie müssen mit weniger Geld und weniger Standorten auskommen.

Die Umsetzung liegt bei den Gemeinden. Ich schaue auf den Stadtplan, damit keine schwarzen Löcher entstehen, wo wir nicht mehr präsent sind. Es geht darum, die Akteure zu vernetzen, die Haupt- wie die Ehrenamtlichen. Die Pfarreien sollten voneinander lernen.

Ist eine gemeinsame Strategie notwendig?

Überstülpen kann man das nicht. Die Frage ist: Was läuft gut, was nicht. Da brauchen wir Austausch. Die Pfarreien sind sehr unterschiedlich strukturiert. Da gibt es überalterte Bereiche, aber andere mit vielen Familien und regem Gemeindeleben. Da müssen wir unterschiedliche Antworten geben. Von Dingen, die uns überfordern, müssen wir uns trennen können. Es gibt immer weniger Ehrenamtliche, die bereit sind, sich für das Gemeindeleben zu engagieren.

Sichtbarkeit und Präsenz, ist das die große Herausforderung?

Schon. Wir wollen uns einbringen mit unseren Wertvorstellungen. Aber wir werden weniger, wir sind nicht mehr Volkskirche und prägend für die Stadtgesellschaft. Aber wir sind noch gefragte Ansprechpartner.

Was müssen Sie verbessern, um sichtbar zu bleiben?

Es hat gemeinsame Aktionen mit der ev. Kirche gegeben, etwa gegen Pegida und Fremdenfeindlichkeit. Bei solchen Themen müssen wir uns weiter offensiv zu Wort melden. Wir wollen unsere Öffentlichkeitsarbeit stärken mit einem Referenten für die Stadtkirche – der Antrag ist gestellt. Mit neuen Medien tun wir uns schwer.

Wie können Sie Menschen für Kirche interessieren?

Ein Weg sind die Sakramente. Taufen, Hochzeiten, da müssen wir gut sein. Wir sollten uns von dem Anspruch verabschieden, dass alle jeden Sonntag in die Kirche kommen. Es gibt viele, die engagieren sich projektbezogen, etwa in einem Chor. Für sie bin ich ebenso dankbar wie für jene, die nur an Weihnachten kommen. Ich sehe das deshalb positiv. Wir müssen attraktive Angebote machen.

Junge Menschen rücken nach in überalterte Stadtteile. Ist das für die Kirche eine Chance?

Ja, das wird auch uns als Kirche gut tun, wenngleich ich nicht erwarte, dass dort das Gemeindeleben aufblüht, wie es früher war. Deshalb haben wir uns etwa entschieden, in Bissingheim St. Josef und St. Raphael aufzugeben und auf dem Neubaubaugebiet 6-Seen-Wedau eine Präsenz zu errichten – ein spannendes Projekt.

Was macht der Stadtdechant nach Feierabend?

Ich spiele gern eine Runde Skat mit Freunden, ganz gut Schach für einen Hobbyspieler. Ich gehe auch gern mal gut essen und in die Oper. Zu Entspannen lese ich gern Krimis bei einem Glas Wein.

Man sagt Ihnen große Ähnlichkeit mit Heinz Rühmann nach.

Ich weiß. Das haben mir schon ganz viele Leute gesagt, deshalb wird es wohl stimmen. Ich sehe seine Filme gern. Selber kann man das ja nicht beurteilen.

(aus: waz.de, 11.02.18)


Neuer Stadtdechant ist gebürtiger Duisburger

Der neue Stadtdechant ist ein gebürtiger Duisburger. Vor 54 Jahren kam er in Laar zur Welt, wo er auch aufwuchs. Katholische Theologie hat zunächst in Bochum, dann in Trier studiert.

Roland Winkelmann gehörte zum letzten Jahrgang, den der Ruhrbischof Franz Hengsbach 1990 im Essener Dom zum Priester weihte, Kaplan war er anschließend in Essen-Burgaltendorf in Gladbeck-Brauck. 1997 wurde er Pfarrer in St. Michael (Wanheimerort), im Jahr 2000 übernahm er St. Dionysios in Mündelheim, seit 2009 leitet er die Süd-Großgemeinde St. Judas Thaddäus.


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