Kunst im Kirchenkeller

Im Kirchenkeller der Pfarrkirche St. Joseph wurde am Donnerstag die Ausstellung „Über die Freundschaft/Arkadaşlık“ der Duisburger Künstler Chinmayo und Hektor Trojali eröffnet. Immer donnerstags von 16-19 Uhr kann man sich in den nächsten Wochen die Ausstellung anschauen.

Lesen Sie hier die Berichte der Duisburger Lokalpresse.


Ausstellung von Chinmayo und Hektor zum Thema Freundschaft

Die Künstler Chinmayo (li.) und Hektor setzen sich künstlerisch mit der Freundschaft auseinander. (WAZ-Foto: Fabian Strauch)
Die Künstler Chinmayo (li.) und Hektor setzen sich künstlerisch mit der Freundschaft auseinander. (WAZ-Foto: Fabian Strauch)

Von Sabine Merkelt-Rahm

Die Künstler Chinmayo und Hektor Trojali zeigen im Kirchenkeller von St. Joseph Verstörendes, Unverwandtes und Verbindendes.

Nach einer längeren Pause hat am Donnerstagabend der Keller unter der Kirche am Dellplatz wieder für die Kunst und ihre Bewunderer geöffnet. In der Ausstellung „Freundschaft/Arkadaşlık“ zeigten die Duisburger Künstler Chinmayo und Hektor Trojali Verstörendes, Unverwandtes aber auch Annäherndes.

Organisatorin Luise Hoyer vom Verein „Kultursprung“ freut sich über die Rückkehr „in mein Donnerstagszuhause“ im Kirchenkeller und preist Chinmayo als „Lichtbringer“. Der gebürtige Meidericher hat im Vorfeld der Ausstellung mit einer Spende eine wärmere, hellere Beleuchtung des fußkalten Ausstellungsraums möglich gemacht. Aus künstlerischer Sicht ein wohl nicht ganz unumstrittener Aufwertungsschritt für den fensterlosen Raum. „Die alte Röhre ist aber noch da, wer lieber bei kaltem Neonlicht ausstellen möchte, der soll das machen“, sagt Hoyer, die selber keinen Zweifel an ihrer Freude über den Lichtgewinn lässt.

„Ich bin erstaunt, was Luise Hoyer und Ulrike Gerritzen für die Ausstellung ausgesucht haben, als sie mit uns durch die Ateliers gegangen sind“, sagt Chinmayo, „ich selber hätte andere Stücke gewählt, das ist doch spannend, oder?“

Hoch über allen anderen Werken ist in der Ausstellung der rotgefärbte Abguss je einer Hand beider Künstler mit verschränkten kleinen Fingern platziert. „Die Hände sprechen mit dem Anzug auf dem Bild gegenüber, deshalb haben wir Hektor ausdrücklich verboten, weiter daran zu arbeiten“, erklärt Luise Hoyer lachend. Der Anzug auf dem gezeichneten Bild ist schon fein ausgearbeitet, wie es die Art des Autodidakten mit den anatolischen Wurzeln ist, der sich Hektor aus Troja nennt, aber es steckt noch keine Person darin.

Immer donnerstags kann man sich die Ausstellung anschauen. (WAZ-Foto: Fabian Strauch)
Immer donnerstags kann man sich die Ausstellung anschauen. (WAZ-Foto: Fabian Strauch)

Datteln für Freunde

Auch das Folteropfer aus dem früheren Abu-Ghuraib-Gefängnis auf einem anderen Bild Trojalis hat kein Gesicht, es trägt eine Kapuze. Und es steht nicht auf einem Hocker, sondern auf dem Sockel der Freiheitsstatue. Dem Bild haben die Kuratorinnen drei kleine Holzmodelle von Tötungsvorrichtungen zugeordnet. An einem Minigalgen hängt eine Art bauchiges Musikinstrument. Eine der ironischen Miniaturen ist eine barrierefreie Guillotine, komplett mit Rollstuhlrampe und Hinweisschild.

Gegenüber weist Chinmayo mit einem beweglichen Kreuz aus schwarzen Blättern darauf hin, dass uns unser Wünschen im Weg steht. Chinmayo, der den Dalai Lama verehrt, lässt bereits durch ein schwingendes Poster an der feuerfesten Kirchenkellertüre wissen, dass er mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter ganz auf eine neue Ethik setzt und glaubt, dass die Religionen versagt haben.

Die Lesung des Meidericher Künstlers ist ein Gedicht, das der libanesisch-amerikanische Dichter Khalil Gibran über die Freundschaft geschrieben. Danach bietet er den Besuchern Datteln an: „Die sind süß, und wurden mir von einer Freundin aus Israel mitgebracht.“

(aus: waz.de, 10.02.17)


Chinmayo und Hektor im Kirchenkeller

Von Peter Klucken

Als ungewöhnlicher Treffpunkt für Künstler und an Kunst Interessierten hat sich der Kellerraum unter der Kirche St. Joseph am Dellplatz inzwischen gut etabliert. Das zeigte sich jetzt wieder, als nach mehrwöchiger Winterpause zur Ausstellung mit Werken von Chinmayo und Hektor (von Troja) eingeladen wurde.

Während Chinmayo in der Duisburger Kunstszene (und darüber hinaus) gut bekannt ist, gehört Hektor zu den hier noch zu entdeckenden Künstlern. Hektor tut auch etwas, damit man ihn kennenlernen kann. So hat er einen ausführlichen Lebenslauf geschrieben und vervielfältigt. Darin beschreibt er, wie er als 13-Jähriger ein kleines anatolisches Dorf verließ und 1994 nach Duisburg kam. Dabei kommentiert er das Zusammenleben der „Gastarbeiter“ mit den Deutschen durchaus kritisch - frei nach dem Wort von Max Frisch: „Sie riefen Arbeiter, es kamen Menschen.“ Seit 1985 beschäftigt sich Hektor mit Kunst; Mitte der 90er Jahre machte er die Bekanntschaft mit anatolischen Skulpturen, Keramiken und Reliefen. Westliche Kunst und die Werke aus seiner Heimat sind nun Hektors gemeinsame Inspirationsquellen.

Chinmayo und Hektor stellen ihre Gemeinschaftsausstellung unter das Motto „Freundschaft“. Eine Skulptur, bei der sich zwei Hände jeweils am kleinen Finger umfassen, ist nach Abdrücken ihrer eigenen Hände gestaltet. „So halten sich Tänzer beim Kreistanz im Orient spielerisch aneinander“, sagt dazu Chinmayo.

Nach einer Einführung von Luise Hoyer las bei der Eröffnung Chinmayo ein Gedicht des libanesisch-amerikanischen Dichters Khalil Gibran (1883-1931). Es geht darin um wahre Freunde, die einander stützen und vor Irrwegen zu bewahren suchen und ihre Verbundenheit nie in Frage stellen.

Chinmayo und Hektor stellen Werke aus, die zum einen individuell sind, zum anderen aber auch aufeinander Bezug nehmen.

Der Kirchenkeller ist wieder am kommenden Donnerstag von 16 bis 19 Uhr geöffnet.

(aus: rp-online.de, 13.02.17)


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